Jugendberatung hilft bei Identitätsfragen und Coming-out

Wohin gehen, wenn man mit der eigenen geschlechtlichen Identität nicht mehr klarkommt? Wen ansprechen, wenn man im Coming-out nicht mehr weiterweiß? Im anyway in Köln gibt es seit Anfang des Jahres eine eigene Jugendberatung, die sich speziell an trans*, lesbische, schwule, bisexuelle und queere Jugendliche bis 27 Jahre richtet. Nach einem halben Jahr zieht das Beratungsteam eine erste Zwischenbilanz. Gerade die Kontaktbeschränkungen und die immer noch anhaltenden Einschränkungen durch die Corona-Pandemie haben gezeigt, dass der Bedarf nach Beratung bei Jugendlichen nach wie vor hoch ist. LSBT*Q-Jugendliche hat der zeitweise Wegfall von Schutz- und Wohlfühlräumen stark belastet. Besonders trans* und genderdiverse Jugendliche brauchen Begleitung und Unterstützung.

Coming-out noch immer problematisch

Aber auch Fragen rund um das Coming-out beschäftigen viele der Jugendlichen, die die Beratungsstelle aufsuchen. „Durch unsere jahrzehntelange Erfahrung im Bereich der Offenen Jugendarbeit mit queeren Jugendlichen wissen wir, dass der Coming-out-Prozess immer noch ein zentraler Lebensabschnitt im Leben junger LSBT*Q-Menschen ist, in welchem Begleitung und Beratung ein wichtiger Anker sein kann“, sagt Rabea Maas, Jugendberaterin und stellvertretende pädagogische Leitung im anyway e.V.

Foto: Léon M. Gruß

Durch die Anbindung an das Jugendcafé des anyway können die Jugendlichen niedrigschwellig das zusätzliche Beratungsangebot wahrnehmen und haben bereits Kontakt zu den Mitarbeitenden. „In Beratungsgesprächen spielt Beziehungsarbeit eine unglaublich wichtige Rolle“, so der lösungsorientierte Coach Sam-Lias Schikatis. „Insbesondere trans* Jugendliche suchen nach vertrauten Räumen, um über ihre Themen und Gefühle offen sprechen zu können. Das Café ist ein erster Anknüpfungspunkt und Türöffner für Beratung.“ Natürlich können aber auch Jugendliche, die noch nicht im Café waren, die Beratungsstelle aufsuchen.

Fast jeder 5. Jugendliche unternimmt Suizidversuch 

Neben den Schwerpunkten Trans* und Gender berät die Beratungsstelle im anyway auch zu Fragen der sexuellen Orientierung, zum Coming-out im engeren und weiteren Umfeld wie Familie, Freunde, in der Schule, Job oder Studium. Auch Themen wie Beziehungsfragen und -krisen, STI, HIV/AIDS, Berufsfindung, Krisensituationen innerhalb der Familie können die Beratung in Anspruch nehmen. Auch Eltern von LSBT*Q-Jugendlichen können sich gern an das anyway wenden.

Die Jugendberatungsstelle wird von der Stadt Köln gefördert. Jugendliche in Köln erleben noch immer strukturelle, verbale, psychische und körperliche Gewalt in Folge ihrer sexuellen und geschlechtlichen Identität. Eine Befragung des anyway ergab, dass 58% der LSBT*Q-Jugendlichen Opfer von Beschimpfung und Mobbing sind. Fast jeder vierte Jugendliche (23,9%) wird körperlich angegriffen und fast jeder 5. Jugendliche hat bereits einen oder mehrere Suizidversuche unternommen.

Kontaktdaten
anyway e.V.
LSBT*Q-Beratung für Jugendliche und junge Erwachsene
Kamekestraße 14
50672 Köln

E-Mail: beratung@anyway-koeln.de
Beratungstelefon: 0221 – 577776.77
Telefonsprechstunde: Di/Mi/Do von 15 – 16 Uhr

Fotos: Léon M. Gruß