Bisexuell und stolz darauf!

Jedes Jahr am 23. September findet der internationale Tag der Bi-Sichtbarkeit (Bi Visibility Day) statt. Das anyway in Köln, Raum für junge Lesben, Schwule, Bi, Trans*, Inter* und Queers, hat aus diesem Anlass die Bisexuellen-Flagge gehisst. Blau, pink und lila sind ihre Streifen und den meisten Menschen unbekannt – selbst in der queeren Community. Die Farbe Blau steht dabei für Heterosexualität. Pink steht für Homosexualität. Lila, als Ergebnis der Mischung von Blau und Pink, steht für Bisexualität. Dass die Flagge weitestgehend unbekannt ist, ist symptomatisch. Bisexuelle sind, obwohl sie statistisch den größten Teil der Community ausmachen, noch immer wenig sichtbar.

Damit haben auch immer wieder Jugendliche im Coming-out zu kämpfen. An Vorbildern mangelt es und nicht selten wird Bisexualität belächelt. Der Vorwurf, sich nicht zwischen den Geschlechtern entscheiden zu können oder sich nicht zu einem Coming-out als schwul oder lesbisch zu trauen, ist häufig zu hören. Das kennt Alexa sehr gut. Die 18-Jährige besucht das anyway und stößt immer wieder auf Vorurteile und muss sich verteidigen. „Bisexualität ist keine Phase. Wir sind auch nicht unentschlossen oder verwirrt. Wir sind da und weit verbreitet“, sagt sie.

Bi proud mit dem anywayLaut einer Studie von YouGov Deutschland aus dem Jahr 2015 haben 21 Prozent der Deutschen bereits sexuelle Erfahrungen mit mehr als nur einem Geschlecht gemacht. Die Erfahrungen reichen dabei von einmaligen gleichgeschlechtlichen Erfahrungen bei überwiegend heterosexuell liebenden Menschen bis hin zu Menschen, die offen bi sind. „Bi zu sein, bedeutet nicht, dass man auf mehrere Geschlechter gleichermaßen steht. Einige Bisexuelle mögen das eine Geschlecht mehr als das andere und bei einigen hält es sich mehr oder weniger die Balance. Bisexualität kennt viele Facetten“, sagt Dominik Weiss vom anyway-Aufklärungsprojekt „WiR* – Wissen ist Respekt“.

Gerade bei Menschen, die vor allem heterosexuell leben und trotzdem auch auf das gleiche Geschlecht stehen, ist ein Coming-out oft sehr schwierig. Eine selbstbewusst bisexuelle Identität herrscht eher selten vor. Viele Menschen leben ihre Bisexualität dann im Verborgenen aus.

Das Problem dafür sieht anyway-Besucherin Lucia in der Gesellschaft. „Liebe ist Liebe und soll vor allem im Jahr 2021 nicht aufgrund mangelnder Aufklärung oder Verfangenheit in patriarchale Strukturen versteckt werden“, fordert sie. Ihr ist es deshalb als bisexuelle Frau wichtig, Flagge zu zeigen und sichtbar zu sein: „Ich bin bi und stolz drauf – nicht nur am 23.09., sondern auch an allen anderen 364 Tagen im Jahr!“

Bi-Sichtbarkeit auch am Fenster des anyway