„Es fehlen 32.870 Euro für unsere Arbeit mit LSBT*Q-Jugendlichen.”

Die Corona-Krise trifft auch das Kölner LSBT*Q-Jugendzentrum anyway mit voller Härte. Aufgrund entgangener Vermietungen, verschobener und abgesagter Benefizveranstaltungen und der Schließung des Cafébetriebes können keine Eigenmittel erzielt werden. „Es fehlen 32.870 Euro für unsere Arbeit mit LSBT*-Jugendlichen”, sagt Jürgen Piger, Geschäftsführung anyway e.V. „In vielen unserer Projekte, die von der Kommune, dem Land NRW sowie von Stiftungen gefördert werden, sind Eigenmittel notw
endig.Diese sind fast vollständig weggebrochen. Uns fehlt deshalb die Gegenfinanzierung zu teilgeförderten Projekten. Lohnkosten laufen aufgrund von Arbeitsverträgen aber trotzdem weiter.”

Zwei Mitarbeiter*innen des anyway stehen mit Desinfektionsmittel und Regenbogenflagge vor einem Desinfektionsspender im Café.Hinzu kommt, dass das anyway aufgrund der Corona-Pandemie auch seine Arbeits-weisen anpassen musste. eit der Ausgangsbeschränkungen ab Mitte März hat das anyway sein Angebot massiv im digitalen Bereich ausgebaut und virtuelle Beratungs- und Gruppenangebote geschaffen. Damit reagierte das Zentrum auf den gestiegenen Beratungsbedarf und die hohe psychische Belastung, der LSBT*Q-Jugendliche ausgesetzt sind und waren. Dafür musste in Technik investiert werden.

 

Das anyway ist für Jugendliche das zweite Kinderzimmer

Ab Montag öffnet das anyway außerdem wieder langsam seine Türen für einen eingeschränkten Betrieb. „Wir haben hier einige Investitionen vornehmen müssen, damit ein Café-Betrieb möglich ist und Jugendliche sich entsprechend Corona-Schutzmaßnahmen begegnen können. Für sie ist das anyway das zweite Kinderzimmer und deshalb unglaublich wichtig”, sagt Thomas Haas, Betriebsleitung des Cafés.

Drei Mitarbeiter*innen des anyway sitzen mit Maske und Abstand im Café.Aufgrund der Situation bittet das anyway-Team um Unterstützung, damit das anyway in seiner bisherigen Form erhalten bleiben kann. Einige langjährige Unterstützer wie Eric Tenberken, Dennis Krings-Ernst und Gerben van der Linden haben bereits gespendet – ebenso die NRW Bank im Rahmen ihres sozialen Engagements.  Aber das reicht nicht aus. „Es droht, dass wir in Zukunft unser Angebot und unsere Projekte zurückfahren müssen”, sagt Piger. Das anyway unterstützt deshalb insbesondere auch Initiativen, dem gemeinnützigen Sektor mit staatlichen Rettungsmaßnahmen zu helfen  – wie es jüngst auch einige Politiker*innen gefordert haben.

Das anyway ist Europas ältestes und größtes LSBT*Q-Jugendzentrum. Es besteht seit 1998. Mehr als 1500 Jugendlichen pro Jahr finden hier im Coming-out Unterstützung. Hinzu kommen 1000 Schüler*innen, die jedes Jahr zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt durch das anyway-Aufklärungsteam weitergebildet werden. Damit leistet es auch einen wichtigen Beitrag für ein offenes und akzeptierendes Klima in der Stadt. Mit seinen verschiedenen Medienprojekten erreicht das anyway außerdem Jugendliche auf der ganzen Welt im Coming-out. Allein die empowernden Serien „Julian – junge Liebe anders” und  „KUNTERGRAU” wurden mehr als 11,8 Millionen Mal angeschaut.