Kein Trans*-Jugendtreff mehr in Köln

In Deutschlands viertgrößter Stadt gibt es wegen fehlender Förderung keinen sozialarbeiterisch betreuten Jugendtreff für trans* Jugendliche und junge Erwachsene mehr

Diese Nachricht ist ein Schock für trans*, nicht-binäre und inter* Jugendliche sowie junge Erwachsene in Köln. Ab sofort kann der Trans*-Jugendtreff im LSBTIQ*-Jugendzentrum anyway in Köln nicht mehr stattfinden. Der Grund: Es gibt keine Förderung dafür.

Wir haben es seit Jahren mit einer prekären Situation für die offene Trans*-Jugendarbeit in Köln zu tun. Die Kommune finanziert bisher keinen eigenen, zielgruppenspezifischen Trans*-Jugendtreff, sodass wir ihn über andere Förderpartner:innen finanzieren mussten”, sagt Jürgen Piger und weist damit auf ein grundsätzliches Problem hin. Seit vier Jahren ist der offene Trans*-Treff für Jugendliche abhängig von Projektförderungen mit einer maximalen Laufzeit von einem Jahr. Ob es zu einer Folgeförderung kommt, ist stets ungewiss. In der Vergangenheit finanzierte das anyway die Übergangsphase bis zu nächsten Förderperiode aus Spenden und Eigenmitteln – immer in der Hoffnung, dass es weitergeht. In diesem Jahr gibt es bisher keine Signale, ob es wieder zu Förderung kommt. Pro Monat kostet der Treff für Personal und pädagogische Mittel 800 Euro. „Aufgrund von Corona ist die Haushaltslage im anyway weiterhin angespannt, sodass eine Überbrückung dieses Jahr nicht möglich ist”, erklärt Piger.

Trans*Jugendliche machen mobil

Dass die Enttäuschung bei den Jugendlichen groß ist, verwundert niemanden. Seit Ende der Lockdowns war der Trans*-Treff im anyway stark aufgeblüht. 25 bis 30 Jugendliche und junge Erwachsen kamen zu den einzelnen Treffen ins anyway. Austausch und Vernetzung sind die Motivation dieses Angebot zu besuchen, ebenso wie sich im geschützten Raum in der eigenen Geschlechtsrolle diskriminierungsfrei bewegen zu können und offene Fragen mit Gleichaltrigen oder mit dem Pädagogen im Café zu klären.

„Was wir davon halten, dass der Treff nun nicht mehr wie gewohnt stattfindet, kann man sich denken”, sagt Max. Er ist zusammen mit Jo Ehrenamtler. Gemeinsam unterstützten sie bisher den hauptamtlichen Mitarbeiter im Treff und sind Sprachrohr für die Besucher:innen. Sie fordern von der Politik, dass hier schnell eine Lösung gefunden wird, damit dieser Missstand nicht zum Dauerzustand wird.

Fehlende Förderung der Trans*-Jugendarbeit steht für grundsätzliches Finanzierungsproblem

Das Problem in der offenen Trans*-Jugendarbeit steht für ein grundsätzliches Problem. Seit Jahren kämpft das anyway dafür, dass die Stadt Köln sich stärker für die offene Jugendarbeit für LSBTIQ*-Jugendliche einsetzt. Denn seit 1998 hat sich an der kommunalen Förderung für das offene Angebot nichts geändert. Was damals innovativ und europaweit einmalig war, reicht heute nicht mehr aus. Denn neue Zielgruppen mit eigenen Bedarfen und Aufgaben sind dazu gekommen: „Wir bestreiten die offene Jugendarbeit für trans*, inter, und nicht-binäre Jugendliche sowie die Geflüchteten- und Migrationsarbeit mit demselben Personalschlüssel den das anyway nur für schwule und lesbische Jugendliche im Jahr 1998 hatte“, beschreibt Jürgen Piger die prekäre Situation. Notwendige neue Angebote können ausschließlich über Projektförderungen finanziert werden, deren Beantragung und Verwaltung zusätzlich Personal bindet. Das fehlt an anderer Stelle. Ein Teufelskreislauf, bei denen andere Kommunen weiter sind.