Der Queerbeauftragte der Bundesregierung war zu Besuch

Der erste deutsche Queerbeauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, hat das anyway in Köln besucht. Er schaute sich das Jugendeinrichtung für lesbische, schwule, bi, trans*, inter* und queere Jugendliche sowie junge Erwachsene an und informierte sich über die Arbeit als Schutz- und Wohlfühlraum sowie über die Beratungs- und die schulische Aufklärungsarbeit. Im Café des anyway sprach er mit Besucher:innen darüber, welche Themen ihnen als junge LSBTIQ*-Generation wichtig sind.

„Großartig, wie reflektiert und voller politischem Bewusstsein sie auf die Gesellschaft blicken. Und darauf, was es noch alles zu tun gibt für die Akzeptanz von Vielfalt”, sagt Sven Lehmann. Er wurde von seinem Mann Arndt Klocke (MdL) zu seinem ersten Vor-Ort-Termin in seiner Funktion als Queerbeauftragter begleitet.

Einer der Jugendlichen, der mit Lehmann diskutierte und Fragen stellte, war Max. Der 20-Jährige wurde im letzten halben Jahr zweimal transfeindlich attackiert. Erst mit Unterstützung des anyway traute er sich, Anzeige zu erstatten. Die Täter konnten bis heute nicht gefasst werden. Die Sorge vor erneuter körperlicher Gewalt ist groß. „Ich wollte von Sven Lehmann wissen, wie er zukünftig queerfeindliche Gewalt eindämmen will“, sagt Max.  

Sven Lehmann will Themen der Jugendlichen mit nach Berlin nehmen

Marek, Ehrenamtlicher im Aufklärungsteam „WiR* – Wissen ist Respekt“ und Lehramtsstudent, trieb im Gespräch vor allem das Thema Schule an. „Ich habe in der Schule nichts über Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans* und inter* Personen gelernt. Ich finde es wichtig, dass die Bundesregierung hier auf die Bundesländer einwirkt, damit Aufklärung zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt endlich zur Pflicht in Lehrplänen wird“, sagt er Richtung Sven Lehmann. 

Dieser versprach, dass er seine Möglichkeiten nutzen werde, um auf die Probleme aufmerksam zu machen. Als Queerbeauftragter könne er bei Ministerien Nachfragen stellen und Vorhaben voranbringen. Das vielfach kritisierte und in mehreren Teilen als verfassungswidrig erklärte Transsexuellengesetz werde 2023 fallen. Außerdem will Lehmann einen nationalen Aktionsplan für die Akzeptanz und den Schutz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt einführen. „Wir hoffen als Einrichtung an der Basis, die seit mehr als 20 Jahren Jugendliche im Coming-out unterstützt, Impulse für den Aktionsplan geben zu können“, sagt Jürgen Piger, Geschäftsführer des anyway. „Viele Themen, denen wir vor Ort begegnen, brauchen eines gesetzlichen Rahmen und den politischen Willen, Maßnahmen für Akzeptanz zu fördern.“

Sven Lehmann zu Besuch im anyway 2